Bernd Eichhorn - Bearbeiten von Sammlungen, Vor- und Nachlässen

Archivieren von Negativfilmen und Diafilmstreifen

Klassischerweise werden Negativ- und Diafilmstreifen in speziellen Hüllen abgelegt. Solche Hüllen sind entweder transparent aus Kunststoff, Papier, Pergamin oder aus Pergamin (Rückseite) und Kunststoff (Vorderseite). Negativhüllen haben außerdem eine Lochung, um sie in einem Ordner aufzubewahren. Dieses System ist sicher, wenn einiges be- und auf das verwendete Material geachtet wird. Mit den folgenden Hinweisen hoffe ich, ein wenig zu einer sachgerechten Aufbewahrung beizutragen.

Grundsätzlich sollten in einem Archiv bestimmte klimatische Bedingungen herrschen. Gerade für die Negativaufbewahrung müssen Temperatur- und (damit einhergehende) Feuchtigkeitsschwankungen beachtet und vermieden werden. Für die Klimaregulierung einer Lanzeitarchivierung kann die Norm ISO 11799:2003 herangezogen werden: Moderne Filme mit Polyester als Trägermaterial werden bei ca. 21° C aufbewahrt, mit einer Schwankung von ± 2° C pro Tag. Die relative Luftfeuchtigkeit darf dabei 20 % nicht unter- und 50 % nicht überschreiten, die Schwankung nicht mehr als 5 % betragen. Wichtig ist also ein konstantes Ruamklima. Ältere Filme mit einem Zellulose-Azetatträger sind materialbedingt schwierigeer aufzubewahren. Solche Schwarzweißfilme z. B. sollen bei ca. 5° C und Farbfilme bei ca. -10° C gelagert werden.

In einem privaten Archiv ist es also völlig ok, Negative zuhause abzulegen. Von einer stehenden Aufbewahrung in Ordnern sollte man allerdings absehen. Ich rate hier zu einer liegenden Lagerung in entsprechenden Boxen mit Ringmeachanik aus dem Fachhandel.

Was die Hüllen selbst angeht, gibt es inzwischen eine große Anzahl von Anbietern, die Kunststoff-, Papier- und Pergaminhüllen aus archivgerechten Materialien anbieten. Für eine Langzeitaufbewahrung sollten Sie unbedingt darauf achten, dass das verwendete Material archivgerecht ist und also Billigangebote meiden! Bekannt ist hier der "Photographic Activity Test" (PAT - ISO 18916), der Materialien testet, die für die archivgerechte Aufbewahrung von Filmmaterialien gedacht sind. Mit Materialien, die diesen Test durchlaufen haben ist man in jedem Fall auf der sicheren Seite.

Wegen ihrer Transparenz sind Kunststoffhüllen für die Negativaufbewahrung am beliebtesten, eine Verwendung ist unter Umständen aber nicht unbedingt erste Wahl. Wie bereits angeführt, sollte das Raumklima ausschlaggebend für die Wahl der Hüllen sein. Pergamin- und Papierhüllen sind dann erste Wahl, wenn das Klima dauerhaft zu feucht-warm ist oder ständig schwankt. Durch das Material kann dann ein Feuchtigkeitausgleich stattfinden. Das gilt auch für chemische Rückstände, was in einem privaten Archiv mit "normalen" Fotonegativen aber sicherlich vernachlässigbar ist.

Pergaminhüllen sind außerdem preiswerter als gute Kunststoffhüllen, sie sind antistatisch und lassen sich leichter, z. B. am Rand, mit unproblematischen Stiften, wie einem Bleistift, beschriften. Nachteilig ist, dass die Negative nicht betrachtet werden können, ohne sie herauszuziehen, was jedesmal Schäden am Negativ verursachen kann. Außerdem sind die Taschen der Hülle durch einen Klebstreifen abgetrennt. Dieser ist bei archivsicheren Hüllen aus unbedenklichem Material (z. B. aus Weizenkleie), aber eben noch immer ein Kleber. Alternativ wurden Papierhüllen auch mit genähten Abtrennungen angeboten. Diese waren preisbedingt aber hauptsächlich in Archiven zu finden.

Wer außerdem im Format 6x7 cm fotografiert, wird Schwierigkeiten haben, dafür passende Pergaminhüllen zu finden. Beim 6x7 cm Aufnahmeformat werden 10 Aufnahmen pro 120er Filmrolle belichtet. Möchte man die Aufnahmen so zurechtschneiden, dass sie in eine einzelne Hülle mit vier Taschen passen, erhält man zwei Streifen mit jeweils drei und zwei Streifen mit jeweils zwei Aufnahmen. Bei den meisten erhältlichen Pergaminhüllen stehen dann die beiden Streifen mit den drei Aufnahmen an mindestens einer Seite über und das gerne da, wo die Ringmeachanik greift.

Für Kunststoffhüllen spricht hauptsächlich die Transparenz, ein bisschen vielleicht auch, dass sie dünner sind, als Pergaminhüllen. So lassen sich die Negative gut betrachten, ohne sie anfassen zu müssen und man kann mit ihnen so auch im Labor Kontaktbögen herstellen oder mit Flachbettscannern Kontaktbogenscans. Seltsamerweise schaffen es die Hersteller hier, Hüllen in einer Breite zu liefern, wo Aufnahmen im Format 6x7 cm gut und sicher passen. Sie sind allerdings teurer als die Pergaminhüllen und mehr oder weniger statisch (je nach Kunststoff), ziehen also Staub und Dreck an. Entscheidet man sich für Kunststoffhüllen, dann sollten auf jeden Fall archivsichere Hüllen genommen werden, deren Taschen untereinander nicht durch eine Klebung getrennt sind, sondern durch Verschmelzung der beiden Kunststoffblätter. Auch sollten diese Schmelzstreifen mehrfach unterbrochen sein, was der Klimaregulierung innerhalb der Hülle dient. Falls die Hüllen beschriftet werden sollen, benutzen Sie unbedingt einen Stift, der keine schädlichen Lösungen ausdünstet. Viele Kunststoffhüllen haben inzwischen aber kleine eingesetzte Taschen, um einen beschrifteten Papierstreifen einzuschieben.

Im wenig wahrscheinlichen Fall eines totalen Wasserschadens hat man bei den Pergaminhüllen allerdings ein tatsächliches Problem, da das Pergamin dann auf dem Film klebt und nur sehr schwer rückstandsfrei zu entfernen ist. Hier hilft dann nur eine professionelle Filmreinigung u. U. mit Chemie. Bei Kunststoffhüllen sollte man in einem solchen Schadensfall die Filmstreifen nicht aus der Hülle herausziehen, da sie sonst ziemlich sicher verkratzen. Die Hüllen werden über und unter den einzelnen Streifen aufgeschnitten und abgehoben. Die entnommenen Filmstreifen wäscht man anschließend in destilliertem Wasser (wegen Kalkflecken) und trocknet sie in einer staubfreien Umgebung. Bevor sie wieder in Kunststoffhüllen verbracht werden, müssen sie allerdings akklimatisiert werden.

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